So einfach das kingt, so schwer ist es in der Umsetzung. Es gibt Menschen, die sind nicht immer gleich aufgeschlossen und reden über alles. Die einen brauchen einen Gesprächspartner um sich mitzuteilen, andere wiederum machen alles erstmal mit sich selbst aus und erst wenn sie mit sich im reinen sind, öffnen sie sich dem anderen gegenüber. Und auch nur, wenn das Vertrauen zueinander gegeben ist.

Ein Hindernis kann die Angst sein oder unsere Prägungen aus der Vergangenheit.

Mit Angst meine ich die Angst vor den Konsequenzen, wenn man ein Thema anspricht.

  • Was könnte der andere dazu sagen?
  • Was, wenn er oder sie mich nicht versteht?
  • Was, wenn die Reaktion unberechenbar wird?

Aber auch Ängste vom Gegenüber nicht verstanden zu werden, weil man vielleicht nicht die richtigen Worte findet um zu sagen, was man eigentlich sagen möchte. Alles Punkte, die uns eher hindern können in eine offen Kommunikation und Austausch mit dem Partner zu gehen.

Prägungen

Prägungen spielen eine ganz wesentliche Rolle in diesem Zusammenhang, denn sie sind, sofern sie nicht erkannt werden sehr mächtig und können zu einer richtigen Blockade oder Hindernis werden. Doch hierzu möchte ich erst einmal erklären, was Prägungen überhaupt sind und bedeuten:

Eine Prägung im herkömmlichen Sinne, ist eine Art Gravur.

In der Verbindung mit unserem Verhalten und Denken sind es jahrelang einstudierte und sich immer wiederholende Sätze oder Erfahrungen, die wir gemacht haben. Diese prägen sich sozusagen im Unterbewussten ein. Das beginnt schon, wenn wir noch klein sind. Wir orientieren uns an unseren Bezugspersonen, die wir haben und glauben das, was sie uns sagen oder wie sie uns erziehen. Es gibt hier kein Vergleich in diesem Kleinkindalter, nur ein spüren oder lernen, was scheinbar richtig oder falsch ist.

Wenn wir dann im Laufe der Zeit unsere neuroplastischen Verbindungen im Gehirn aufbauen sind das zunächst nur schwache Verbindungen, die wenig genutzt werden. Ich nenne diese hier „Feldwege“. Sie entwickeln sich jedoch bei ständingen Wiederholungen, zu regelrechten „Autobahnen“, d.h. sie werden viel genutzt. Was die Auslöser sind, ob das nun die Neigungen sind oder die Prägungen, erkennen wir gar nicht mehr, und dass wir diese nicht selbst gebaut haben sondern von anderen gebaut wurden unterscheidet das Gehirn nicht.

Zugegeben, das ist nun sehr abstrakt dargestellt, aber zeigt ganz gut in bildhafter Sprache, wie wir unsere Glaubenssätze entwickeln – die eigenen und die anderer. Später, erinnern wir uns sozusagen wieder an das was wir einmal „gelernt“ haben und glauben es noch immer ohne es erneut zu hinterfragen.

Neigungen

Mit Neigungen sind unsere Veranlagungen und unsere Talente gemeint.

Was wir gut können und was uns leicht fällt. Nun wissen wir aber gar nicht mehr, wie wir diese voneinander unterscheiden können, denn beide lösen in uns Gefühle aus. Das Unbewusste unterscheidet dabei nicht, ob es eine Neigung oder ein Prägung ist, sondern nur: „kenn ich schon“, oder „kenn ich noch nicht“ bzw. bewertet es mit „mag ich“ oder „mag ich nicht“. Leider ist es so, dass alles, was in die spontane Reaktion einfließt irgendwann einmal angelegt oder gelernt wurde und dann wie ein Automatismus abläuft.

Was meine ich mit Automatismus?

Ein Automatismus findet immer dann statt, wenn wir etwas tun, ohne darüber nachdenken zu müssen. Damit das gelingt bedarf es jedoch einer „Autobahn“. Alles was im Gehirn zu einer starken neuronalen Verbindung wurde, läuft sozusagen automatisch ab. Und weil es automatisch, wie ein Autopilot abläuft merken wir oft gar nicht mehr, dass es ja auch noch Alternativen geben könnte.

Doch zurück zur Kommunikation. 

Prägungen und Neigungen haben durchaus Einfluss auf die Kommunikation mit unserem Partner. 

Je nach Veranlagung sind wir diejenigen, die über alles reden können und auch wollen oder diejenigen, die nur denken aber nicht aussprechen, was sie denken. Und da liegt das Problem. Wie soll ich denn wissen was der andere denkt, wenn er oder sie es mir nicht mitteilt? Bezogen auf unsere Wahrnehmung bleibt dann nur noch die Interpretation, von dem was wir wahrnehmen und das sind Körpersignale, Mimik, Gestik, die Körpersprache und das interpretieren wir dann nach unseren Erfahrungen, die wir gemacht haben.

Fatal, denn hier steckt ein rießiges Potential der Fehlinterpretation.

Und wenn wir uns dann nicht trauen, Dinge anzusprechen, bleibt es bei dem, was ich über das, was ich wahrnehme denke und spreche nicht darüber. Meist erst wenn es dann eskaliert und dann können schon mal Sätze fallen, wie: „ich dachte, du…“ oder „ich war der Meinung, dass…“. Und dabei wäre die Lösung so einfach.

Wenn wir etwas sehen und interpretieren oder auch gesagt bekommen, lohnt es sich das zu hinterfragen. Zum Beispiel mit der Frage: „Wie hast du das gerade gemeint?“ oder „Habe ich das gerade richtig interpretiert, es ist dir wichtig…“ oder „Was meinst du mit …?“ Alles hilfreiche Fragestellungen, um der Interpretation vorzubeugen. Denn wenn ich dann eine Antwort bekomme, kann ich immer noch entscheiden, ob ich es genauso gesehen habe oder nicht. und wenn nicht, dann lohnt es sich auch hier weiter in die Diskussion einzusteigen.

Ja – dem einen fällt das leicht dem anderen weniger. Wenn ich aber weiß, wie mein Partner tickt und ich verstanden habe, dass er vielleicht der Typ ist, der mehr in sich gekehrt ist als ich oder der sich nur mitteilt, wenn er oder sie gefragt wird, dann hat die Beziehung bezogen auf die Kommunkation einen rießen Vortschritt gemacht. Missverständnisse können reduziert und das Verständnis für einander gestärkt werden.

Was hier auch wieder hilft ist das Unbewusste sichtbar zu machen.

Zum Beispiel mit dem iTYPE Persönlichkeitstest. Der zeigt mir die Neigungen und wie ich ticke und wenn beide den machen, weiß ich auch wie mein Partner tickt. Das ist dann die große Chance eine Basis für eine gute und gelungene Kommunkation zu schaffen. Ein Coaching kann das sehr gut unterstützen und mit den Beispielen, die das Paar mitbringt oder auch mit den richtigen Fragen, kommt viel Licht in die Beziehung und vieles wird klarer.

Und was ist mit einer Fernbeziehung, die viel über das digitale Medium abläuft?

Hier ist es meines Erachtens noch wichtiger die Kommunikation zu hinterfragen. Nehmen wir nur mal das Medium WhatsAPP, es lässt unendlich viel Interpretationsspielraum und kann sogar dazu führen, dass eine Basis zerstört oder nicht mehr möglich wird. Dann kommen schon auch die ersten Vorwürfe und ein wilder Chat kann entstehen. Ein Missverständnis am anderen und jeder der schon einmal dieses Medium als Hauptkommunikationsmittel genutzt hat, weiß, es raubt auch unendlich viel Zeit und macht fast schon „süchtig“. Und wenn der Partner auch noch ein Kontrollfreak ist, dann potenziert sich das sogar noch.

Loslassen können – Freiheit in Verantwortung

Loslassen – dem anderen Raum geben. Da gibt es die einen, die immer wissen wollen, was der andere macht. Für den Gesprächspartner nicht immer einfach, denn es fühlt sich an wie eine Fessel, oder eine Leine, die wie ein imaginäres Band den Partner festhält.

Loslassen können nur die, die vertrauen zu einander haben oder in einer offenen Beziehung leben, die dem andern den Raum gibt, den sich derjenige wünscht. Doch das ist nicht einfach, wenn man zum Beispiel zu Eifersucht neigt oder wenn ich glaube ohne den anderen nicht leben zu können. Der der nicht loslassen kann hat meinst Angst die Kontrolle zu verlieren.

Das kann im extemen Fall sogar dazu führen, dass eine Co-Abhängigkeit entsteht.

Der eine Partner ist so abhängig vom anderen, dass dieser glaubt nichts mehr alleine bewältigen zu können. Wenn es dann zu Problemen kommt, wird der Partner verurteilt und zum Täter gemacht und ich selbst bin ja das Opfer. Denn er oder sie ist schuld, dass es mir nicht mehr gut geht. Das kann im extremen Fall dazu führen, dass der Partner oder die Partnerin regelrecht ausbricht und kampfhaft das Weite sucht und ständig nach Auswegen sucht aus der Situation fliehen zu können. Manche berichten zum Beispiel: „Wenn ich weg bin, dann kann ich endlich wieder aufatmen oder dann fühle ich mich richtig frei“.

Ich selbst war einmal in solch einer Situation und habe es gar nicht mehr gemerkt, dass ich dem anderen die „Freiheit“ raube.

Ständig fragte ich nach, wollte wissen wo er ist und mit wem er sich trifft und war in jeder noch so kleinen Nachricht skeptisch. Sagt er mir auch die Wahrheit? Das ist ein schleichender Prozess und auch hier gilt viel reflektieren, dem anderen Vertrauen schenken und ganz wichtig: „Darüber reden!“ Dazu gehören allerdings immer zwei, das heißt der andere muss auch bereit sein reden zu wollen und hier zeigt sich auch schnell, welche Rolle wieder Werte spielen.

Im Coaching kann ich das sehr schön Schrittweise aufbauen: Zu allererst ist einmal wichtig, welche Werte leben beide in der Beziehung, welche sind hoch angesiedelt, welche weniger wichtig und vor allem warum. Auch die Begrifflichkeiten der festgelegten Werte müssen klar sein. Meinen wir als Paar auch das gleiche mit dem Wert? Und letztendlich: Welche Werte decken sich und welche nicht? Bin ich bereit diese zu tolerieren, auch wenn ich andere Werte bevorzuge?

Nachdem das Thema Werte erarbeitet ist, kommt der nächste Level: Welche Typ von Mensch bin ich und welcher ist mein Partner? Wie ticken wir und was ist „homogen“ und was „heterogen“ in den Eigenschaften, der Wahrnehmung, der Entscheidungsfindung und des Lebensstiles. Hier gibt es unzählige Möglichkeiten doch auch hier gilt. Wenn ich es erkannt habe, kann ich mich entscheiden, daran etwas zu ändern oder auch nicht. In jedem Fall gibt es dann wieder neue Möglichkeiten. Eine Beziehung wächst mit den Herausforderungen und mal ganz ehrlich: Wollen wir eine Beziehung, die immer „allglatt“ läuft? Darf man sich nicht auch mal aneinander reiben und etwas ausdiskutieren?

Freiheit in Verantwortung bedeutet viel Vertrauen und Toleranz.

Mit Freiheiten meine ich auch Dinge ohne den Partner machen zu können und dürfen. In Verantwortung heißt genau dieses Vertrauen, das mir der andere gibt nicht zu misbrauchen.

Freiheitsliebende Menschen wollen sich nicht „fesseln“ oder „einsperren“ lassen. Wenn man das dennoch tut, dann brechen sie aus und suchen sich Wege ihre Freiheit sich zu nehmen. Das kann ein Vorwand sein, oder auch ein Geheimnis, das man dann gerne für sich behält. Nur blöd, wenn der Partner das erkennt und skeptisch reagiert. Das triggert regelrecht und die Kontrolle könnte noch heftiger werden. Hier kann es dann zu starkem Mistrauen kommen,was das Gegenteil von Vertrauen wäre. Und aus Toleranz kann Kontrolle werden. Beides nicht förderlich für eine gesunde und gut laufende Beziehung.

Der Schlüssel ist auch hier die Kommunikation.

Je mehr wir lernen über unsere Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zu sprechen, desto eher kann es uns gelingen eine stabile, intakte und auf Augenhöhe basierende Beziehung zu führen. Wenn ich weiß, was mein Parnter möchte und ich bereit bin, dies zu tolerieren und vielleicht sogar mir selbst damit Freiheiten schaffen kann, dann ist es doch eine Win-Win-Beziehung. Hauptsache ich komme aus dem „Denken-Modus“ und dem „Interpretationsmodus“ heraus. Denn was sichtbar ist kann angeschaut werden und es können konstruktive Lösungen gefunden werden, bei denen beide Parteien Gewinner sind.

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