Potenzialentfaltung heißt: Wer bin ich und wer könnte ich sein? Was zeichnet mich aus und wie nutze ich mein großartiges Potenzial? Was ist dein Schatz, den du noch nicht gefunden hast? Die gute Nachricht: Dieser Transformationsprozess ist für jede Altersgruppe möglich, denn er ist jederzeit umsetzbar.
Die Reise der Entwicklung deiner Persönlichkeit hat verschiedene Stationen.
Die Neurobiologie hat interssante Beobachtungen in den letzten Jahrzehnten gemacht und bestätigt, was wir eigentlich schon immer gewusst haben: Das Gehirn ist kein Muskel, der einfach trainiert werden kann. Erst wenn uns etwas sprichtwörtlich „unter die Haut geht“ kann eine Veränderung auch zu einer Veränderung werden.
Wo stehen wir heute?
Was antwortest du auf die Frage: „Na, wie geht’s denn so?“ Etwa das: „Mir geht es richtig gut, alles läuft!“ oder eher das: „Na ja, es geht so!“
Sind wir nicht in einer Art von Sackgasse gelandet?
Das Schulsystem krankt, Burnout wird nun schon bei Kindern diagnostiziert, wir leben in virtuellen Welten, die Studenten klagen, dass sie keine Partys mehr feiern dürfen und alleine studiert es sich im digitalen Klassenzimmer nicht so gut. Wir werden in irgendwelche Muster gepresst, junge Familien wissen nicht mehr, wie sie Beruf und Familie unter einen Hut bringen sollen und dann noch nebenher Homeoffice machen? Wie soll das gehen?
Erkrankungen nehmen zu, ein neuer Virus, namens Corona oder Covid-19 macht sich unter uns breit, Angststörungen, Depressionen und Burnout werden immer häufiger diagnostiziert, das Gesundheitssystem steht vor dem Kollaps, …
Lass uns doch mal eine art RESET machen – einen Schritt zurück gehen und versuchen zu verstehen, wie es dazu kam:
Oder besser gesagt: alles ausschöpfen und mitnehmen, was geht. Jede Ressource nutzen, um weiter zu kommen aber auch Menschen benutzen, damit es uns gut geht. Es ging in erster Linie um die Besitzstandserhaltung.
Ressourcen ausnutzen war im Trend
Das ist vergleichbar mit einem Suppentopf und alle die drumherum sitzen, haben einen Löffel in der Hand und löffeln so lange, bis nichts mehr in der Schüssel ist. Irgendwann kamen wir dann auf die Idee, dass das eben kein guter Weg war. Gerald Hüther beschreibt das mit dem Begriff: „Ressourcenausnutzungskultur“.
Höher, schneller, weiter um noch höher, noch schneller und noch weiter zu kommen. Das Problem dabei ist nur: Jede Ressource ist begrenzt. Und so auch die eigene persönliche Ressource. Aus einer Zitrone kann man eben nur eine gewisse Menge an Saft gewinnen, egal wie gut die Saftpresse auch ist.
Daraus haben wir gelernt, dass es Sinn macht, weider mehr Zitronen anzubauen, damit wir mehr Zitronen ernten können und damit mehr Saft gewinnen können. Schauen, dass man so viel wie möglich aussäht, damit die Ernte möglichst groß ausfällt. Diese Kultur nannte Hüther dann die „Potentialentfaltungskultur“. Im übertragenen Sinne bedeutet das auf die Persönlichkeitsentwicklung bezogen: die in uns angelegten Potentiale so gut es geht zu entfalten oder entwickeln. Also zu dem zu werden, was tatsächlich in uns steckt.
Was die Hirnforschung herausgefunden hat
Die Hirnforschung hat herausgefunden und belegt, dass da noch eine ganze Menge mehr geht, als wir bisher angenommen haben. Vor 20-30 Jahren glaubten wir noch, das Potential, das wir haben, ist alles im Hirn von genetischen Programmen zusammengebaut und die Programme im Hirn würden dann die persönliche Entwicklung so steuern, dass man irgendwann ein vernetztes Gehirn hat, das so gut ist, wie die Programme eben im Hirn waren. Und je nachdem wie gut oder weniger gut wir in der Schule waren, desto besser oder schlechter kommen wir im Leben zurecht.
Die Schule funktionierte lange – und teilweise heute noch so, dass sie glaubt, mit der Grundschule ist die Weiche gestellt, ob jemand es drauf hat oder nicht. Und je nachdem wie gut die Noten sind, kommen wir in eine entsprechende Schulform. Daraus entwickelt sich ein Schüler dann so gut, wie die Stufe der Schule angesiedelt ist und die Eltern sich das gewünscht haben. Im Prinzip ist das auch eine Art von Ressourcenausnutzungskultur. Man glaubte auch, dass das, was einmal war, nicht mehr veränderbar ist und man eben Glück oder Pech in der schulischen Entwicklung gehabt hat oder wo man hineingeboren wurde.
Was heißt Potenzialentfaltung überhaupt?
Um überhaupt zu verstehen, was Potenzialentfaltung heißt, zeigt dieses Beispiel:
Menschen mit dem Gendefekt Trisomie 21 wurden früher versucht in das Schulsystem zu integrieren. Da das aber nicht funktionierte, stempelte man sie als „schwachsinnig“ ab und steckte sie in eine Behindertenschule. Dort wurden sie dann auch behandelt wie behinderte. Eines Tages nahmen sich Sonderschullehrer dieser Menschen wieder an und haben eine pädagogische Begleitung entwickelt, die es geschafft hat, dsa, was in einem Menschen angelegt ist zur Entfaltung zu bringen. Und dann war es wie ein Wunder: Plötzlich haben die ersten Menschen mit Trisomie 21 Abitur gemacht und zu studieren angefangen.
Und nun stell dir mal vor, alle Kinder würden so begleitet werden, dass sich sich so entfalten können, was in ihnen angelegt ist – das ist fast unvorstellbar.
Wenn man sich nun also damit abfindet und sagt: „Das ist halt so“, dann ist man nicht offen für Veränderung und dann kann sich auch nichts entwickeln und man macht einfach weiter wie bisher.
Zwei wichtige Entdeckungen aus Neuorbiologischer Sicht
Dabei ist es aus Neurobiologischer Sicht ganz einfach und das belegt die Neurobiologie auch mit 2 ganz wichtigen Entdeckungen.
1. Es wird zum Beginn des Lebens viel mehr an Vernetzung im Gehirn bereit gestellt als man tatsächlich braucht
Schon vor der Geburt wird der Embriot mit 1/3 mehr Nervenzellen ausgestattet als gebraucht werden. Und alles, was nicht mehr gebraucht wird, bildet sich einfach wieder zurück. Genauso ist es mit den Verschaltungen im Gehirn, auch da werden erstmal viel mehr breit gestellt, als gebraucht werden.
Das ist vergleichbar mit einem Supermarkt, das ein großes Sortiment anbietet. Erstmal wird alles mögliche eingekauft und in die Regale geräumt und dann wartet der Kaufmann ab, was alles gut läuft und kauft davon mehr ein und das was nicht gut läuft räumt er wieder raus aus den Regalen.
Analog ist es mit unserem menschlichen Gehirn
Was ein Kind für die Persönlichkeitsentwicklung braucht, hängt davon ab, wie die Umgebung lebt, in die es hineingewachsen ist. Das kann ganz unterschiedlich sein und je nach Familie und Status machen die Kinder dann ganz individuelle und unterschiedliche Erfahrungen. Und dann bleibt eben mehr oder weniger im Regal der Möglichkeiten stehen. Das hängt dann davon ab, wo, mit wem und welches Glück man hatte das vorhandene Potential zu entwickeln oder zu nutzen. Beim einen mehr beim anderen weniger.
Nun die gute Nachricht: Egal aus welcher Startposition ein Kind gestartet ist – es geht im Laufe des Lebens immer noch jede Menge zu entwickeln – egal wie alt wir sind.
Früher haben die Forscher behauptet, da geht nichts mehr, und mit 21 Jahren ist man erwachsen, andere behaupteten mit der Pubertät und wieder andere nach dem 6. Lebensjahr. Zum Glück ist das heute wiederlegt.
2. Bis ins hohe Alter kann man sich noch neue Verschaltungen im Gehirn bauen
Die gute Nachricht: Es ist niemals Schluss, denn bis ins hohe Alter kan man sich noch neue Verschaltungen im Gehirn bauen. Üben, üben, üben war lange Zeit weit verbreitet. Und man konnte es sogar nachweisen, dass Übung den Meister macht. Ein Experiment mit älteren Menschen belegte das:
Sie wurden angeleitet, Jonglieren zu erlernen und übten das emsig einige Monate, bis sie es konnten. Davor und danach machte man eine Kernspinnaufzeichnung und stellte fest, dass das neue Netzwerke im Hirn gebildet wurden. Dabei ist es egal, was man neu gelernt hat, ob ein Musikinstrument zu spielen oder eine Fremdsprache. Dieser Wissenschaftliche Stand ist von 2005/2006. Diese Erkenntnis wurde fleißig unter das Volk gebracht und als neue Erkenntnis propagiert.
Der damalige Trend: Mentaltraining
Wir müssen nur unser Hirn tapfer benutzen, dann wird schon noch was draus werden. Und die Methode nannte man Hirntraining oder Brainjogging. In den Altersheimen wurden fleißig Sudokus und Kreuzworträtsel angeboten und bei den kleinen Kindern folgte man dem Trend: möglichst viel ausprobieren lassen und lernen lassen in frühen Jahren. Die Kinder wurden regelrecht „abgefüllt“.
War das nun besser?
Man stellte nach einigen Jahren fest, dass das auch scheinbar der falsche Weg war. Wieder hatte man sich geirrt. Einfach nur zu trainieren war zu wenig.
Fazit:
Das Gehirn ist kein Muskel, der einfach trainiert werden kann. Erst wenn uns etwas sprichtwörtlich „unter die Haut geht“ kann eine Veränderung auch zu einer Veränderung werden.